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Prof. Dr. Helmut Reichling  zu Themen von gestern, heute und morgen
aktualisiert am: 01.05.2019

 

 

 

STERNENSAGEN
Vortrag im Landesbibliothekszentrum Bibliotheca Bipontina anlässlich der „langen Nacht der Bibliotheken“ .
Von Prof. Dr. Helmut Reichling, Zweibrücken
 

Die lange Nacht der Bibliotheken steht dieses Jahr unter demMotto: „Bibliotheken greifen nach den Sternen.“

Wenn Sterne heute zum medialen Ereignis werden, fallen regelmäßig Begriffe wie Startreck und Starwars.


 

 

 

 

 

Und in der Tat gerade eben ermöglichte Ihnen meine Kollege Dr. Zitt an Bord des Raumschiffes Enterprise einen Blick in die Zukunft. Die Bibliothek als Holodeck.

Wer Dr. Zitt und mich an der University of Applied Science kennt, erwartet jetzt natürlich von mir Entsprechendes aus meinem Fachgebiet.

Aber ich muss Sie enttäuschen.

Der Bibliotheksleiterin habe ich versprochen, dass auf Startreck nicht Starwars folgt, wie Sie sicher vermutet haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Geschichte und die Geschichten, die ich Ihnen heute erzählen will, handeln dennoch von einer fernen Galaxie und führen uns zurück in eine Epoche lange, lange vor unserer Zeit.

In eine Zeit, in der es noch Prinzessinnen gab und Helden, die auf der hellen Seite standen und gegen dunkle Mächte kämpften.

Die Bibliotheca Bipontina hat sich in ihrer langen und traditionsreichen Geschichte immer wieder mit Sternen, mit der Astronomie aber auch mit der Astrologie beschäftigt.

 Sie verfügt in ihren Magazinen über fantastische Schätze, die Auskunft darüber geben, was die Menschen und hier vor allem die gelehrten Benutzer der Bipontina zu allen Zeiten an den Sternen interessiert hat.

Wir finden ganz frühe Sternkarten, die uns die Stellung der Sternbilder am Himmel zeigen.

Wir sehen die uralten Sternzeichen und ihre Bedeutung

Und wir erfahren wie sich die Gelehrten vor Hunderten von Jahren mit der Faszination der Sterne und der Sternbilder auseinandersetzten

Mit Staunen entdecken wir, wie die Wissenschaft in alter Zeit die Erkenntnisse der Sternenkunde mit der Medizin verwoben und jedem Organ und jedem Leiden einen Ursprung in den Sternkonstellationen und Sternbildern zusprachen

Es gibt nur wenige Orte in Rheinland-Pfalz in denen das Wissen von mehr als 500 Jahren in solcher Form präsentiert werden kann, wie hier in der Bibliotheca Bipontina.

Auch schon die Forscher vergangener Zeit haben die Entwicklung ihrer Wissenschaft gerne in Büchern dargestellt. Das gilt auch für die astronomischen Bücher in der Bipontina.

Aber die Bipontina hat noch mehr zu bieten: Einen wahren astronomischen Computer, mit dessen Hilfe die Gestirnstände berechnet werden können.

Mit Hilfe von drehbaren Scheiben und Zeigern lassen sich auch heute noch die Gestirnstände zu bestimmten Zeitpunkten akkurat bestimmen. Ein Planetarium in Buchform

Mit diesen Hilfsmitteln aus der fürstlichen Zweibrücker Bibliothek konnten nicht nur Gestirnstände berechnet, sondern auch die Horoskope der hohen Herrschaften erstellt werden.Doch die Bipontina in Zweibrücken hütet nicht nur uralte naturwissenschaftliche Folianten, sondern – und jetzt nähere ich mich dem Thema des heutigen Abends – auch antike Schriften über die Entstehung    des Kosmos, über die Geburt der Götter und den Kampf der hellen Seite gegen die dunkle.

Darin erfahren wir, dass die dunkle Seite nicht mächtiger ist als die helle, aber geheimnisvoller und verführerischer.

Diese Bücher aus der Bipontina liebe ich besonders, denn ihnen verdanke ich die Kenntnisse über die Sternensagen.

Da ist beispielsweise die „Theogonie“ von Hesiod.Vor über 2.700 Jahren erzählte  Hesiod vom Anfang  der Welt und vom  Werden der antiken Götter, von den Taten der Helden und der Entstehung der Sternbilder.

Aber nicht nur Hesiod kündet uns von diesen Geschichten sondern noch viele, viele andere antike Autoren berichten aus dieser Zeit und für heute Abend habe ich das Beste aus den verschiedenen Quellen für Sie zusammengetragen.In der Nachfolge von Hesiod, Homer und Herodot und anderen will ich Ihnen heute Nacht die Geschichte von sechs Sternbildern erzählen.

Diese Geschichte beginnt – wie schon gesagt lange, vor unserer Zeit.

Sie beginnt mit der schönen Prinzessin Danae, der Tochter des Königs Akrisios, dem Herrscher von Argos im heutigen Griechenland.

Akrisios war übrigens ein Urenkel des berüchtigten Danaos, von dessen Töchtern man lieber keine Geschenke annehmen sollte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Da der König nur eine Tochter hatte befragte er ein Orakel, ob ihm seine Frau noch einen Sohn schenken würde.

Dabei wurde ihm geweissagt, dass er zwar keine Kinder mehr zu erwarten hätte, er aber durch die Hand seines Enkels getötet würde.

Da erschrak der König aufs heftigste und überlegte sich, wie er wohl diesem Schicksal entgehen könnte.

Also ließ er seine schöne Tochter, die ja die künftige Mutter dieses tödlichen Enkels sein müsste, in ein Verlies seines Palastes einsperren, das er zudem mit bronzenen Platten absicherte.

Nun konnte sich kein Mann mehr der schönen Jungfrau nähern und folglich –so schloss Akrisios – war auch kein Nachwuchs zu befürchten.

Aber wie gesagt, Danae war eine sehr schöne junge Frau und Akrisios dachte nicht daran, dass besonders schöne junge Frauen das besondere Interesse des obersten aller  Götter, des Göttervaters Zeus auf sich zogen.

Und so fiel das wohlgefällige Auge des alten Schwerenöters auch auf die schöne Danae.

Wir wissen, dass Zeus mächtig genug war, sich seiner Geliebten zu nähern, wenn nicht als stattlicher Mann, dann doch heimlich als Stier wie bei der Europa, oder als Schwan wie bei der Leda.

Nur diesmal war es etwas schwieriger, da in dieses enge Verlies weder ein Schwan, geschweige denn ein Stier hinein passten.

Also nahm er eine besondere Gestalt an und er näherte sich, entbrannt  in Liebe zur Jungfrau Danae, die danach keine solche mehr war, derselben als Goldregen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Hesiod bemerkt dazu: „…und niemals blieb ohne Folgen die Liebe der Götter.“

Er meint damit, Danae wurde schwanger.

Das war für den alten Akrisios zu viel.

Die Tochter und das neugeborene Kind, es war ausgerechnet noch ein Enkel, den man Perseus nannte, wurden kurzerhand in eine Holzkiste gesperrt und im Meer versenkt.

Man wollte also das Mädchen mitsamt dem Jungen ersäufen wie eine Katze.

Aber Göttervater Zeus ist schließlich ein Ehrenmann.

Er lässt keine Geliebte im Stich und erst recht nicht seinen eigenen Sohn.

Zwar gebietet er nur über Blitz, Donner und den Himmel aber er hat einen Bruder, der über das Meer herrscht.

Den Meeresgott Poseidon.

Ein kurzer Anruf und schon glättet Poseidon des Meer und seine Delphine bringen die Kiste mit den Beiden zur Kykladeninsel Seriphos, also in die südliche Ägäis.

Als Danae und Perseus an den Strand gespült werden, findet sie dort der wackere Fischer mit Namen Diktys.

Diktys der Fischer scheint irgendwie so ein antiker Aussteiger zu sein.

Er lebt am Strand im Einklang mit der Natur, wirft seine Netze aus und ist doch der einzige Bruder des Königs der Insel.

Schon vor Jahren hat er sich vom politischen Geschehen am Königshof abgewandt und gilt seitdem als der Weise vom Meer.

Er traut seinen Augen nicht als er die schöne Danae im Netz hat und bringt sie sofort zu seinem Bruder Polydektes, dem König.

Dieser wirft natürlich sofort ein Auge auf Danae.

Aber Polydektes ist kein Zeus.

Jahrelang stellt er Danae erfolglos nach. 

Das muss so 18 bis 20 Jahre lang gegangen sein und Danae war immer noch eine sehr schöne Frau. Doch Diktys und der mittlerweile herangewachsene Perseus beschützen Danae vor den sexuellen Übergriffen des Wüstlings.

Da  beschließt  Polydektes, den lästigen Perseus los zu werden, um vielleicht dann doch bei Danae Erfolg zu haben.  

Er gibt ihm eine Aufgabe und hofft, dass der Junge dieses Abenteuer nicht überleben wird.

Die Aufgabe hat es aber auch wirklich in sich.

Er soll das Haupt der Medusa beschaffen.

Das Fräulein Medusa ist eine von drei Schwestern, die sich Gorgonen nennen.

Nur eine von den Dreien ist sterblich, nämlich die Medusa.

Sie hatte kein einfaches Schicksal.  Denn in sie hatte sich der Meeresgott Poseidon verliebt.

Doch Medusa hat sich zickig angestellt und wies den Herrscher der Meere ab.

Für Bruder Zeus wäre das ja kein Problem gewesen, er hätte sich ihr in irgendeiner passenden Gestalt genähert und wäre zum Ziel gekommen, aber Poseidon war ebenso geradlinig wie nachtragend.

Kein Mann sollte die schöne Medusa jemals mehr mit liebevollem Blick ansehen können und so ließ er seine Macht spielen und Medusa würde abstoßend hässlich.

Ihr wunderschönes langes Haar wurde zu Schlangen und jeder der ihr ins Gesicht blickte wurde auf der Stelle zu Stein verwandelt.

So auf einmal hässlich geworden verbarg sich Medusa in einem geheimen Versteckt.

Ihr Haupt sollte also Perseus dem Polydektes nach Hause bringen.

Das war nun wirklich ein Himmelfahrtskommando.

Freilich war dem Polydektes nicht bekannt, dass Perseus aus einer einflussreichen Familie stammte.

Er war ja immerhin ein Sohn des Zeus.

So kamen ihm die Götter zur Hilfe.

Seine Cousine Athene, die Göttin der Weisheit, versorgte ihn mit einigen wichtigen Gegenständen:

Einem blank polierten Schild, der wie ein Spiegel zu gebrauchen war und einem Lichtschwert.

Ich wollte ja nicht von Starwars erzählen, aber Hesiod schreibt tatsächlich von einem Lichtschwert, auf Griechisch „Kopis Laiser“.

Sein Cousin Hermes, der Götterbote und Gott der Diebe leiht ihm seine Flügelschuhe mit denen er wie mit einem Raumgleiter durch die Luft fliegen kann und eine Tarnkappe die ihn unsichtbar macht.So ausgerüstet macht er sich auf der Suche nach der Medusa. Dabei besteht er mehrere Abenteuer und erhält schließlich von schönen Nymphen den Tipp wo sich die hässliche Medusa versteckt.

Wenn man die Geschichte liest, könnte man meinen Hesiod hätte damals schon an eine spektakuläre Verfilmung mit vielen digitalen Effekten gedacht.

Endlich findet Perseus die Medusa in einer Höhle bei einem See in Zentralafrika.

Mit Hilfe der Tarnkappe schleicht er sich an sie heran. Blickt die Medusa jedoch nicht direkt an, um nicht als Stein zu erstarren und sieht nur ihr Spiegelbild im polierten Schild der Athena.

Schon hat er in der anderen Hand das Laserschwert und trennt den Kopf vom Rumpf. Den immer noch gefährlichen Kopf verstaut er in einem Spezialbeutel, den ihm die Nymphen geschenkt haben.

Mission geglückt.

Aber in dem Moment als die Medusa den Kopf verliert, erhebt sich aus ihrem sterbenden Körper ein wunderschönes weißes Pferd mit Flügeln, das über dem Leichnam noch ein paar Runden dreht und dann in das Blau des Himmels entschwebt.

Es ist der Pegasus.

Um die Sagengestalt des Pegasus ranken sich noch viele Mythen und Sagen. Er gilt heute auch als das Dichterpferd, das Symbol für Weisheit und Schaffenskraft und jungfräuliche Schönheit.

Es wird erzählt, der Pegasus sei schließlich zum Olymp geflogen, um den Göttern zu helfen und Göttervater Zeus habe ihn aus Dankbarkeit und zur ewigen Erinnerung an den Sternenhimmel versetzt und von dort inspiriert er uns bis heute Nacht.

Und damit haben wir die Erklärung unseres ersten Sternbildes in dieser nächtlichen Geschichte.

Ich meine das ist ein sehr schönes Symbol, der aus dem Körper der Medusa entstandene Pegasus und in der Tradition der antiken Geschichtenerzähler denke ich, der Pegasus, war kein Hengst wie man vielleicht aus der männlichen Wortendung schließen könnte, sondern eine Stute. Alle Sagen die sich um dieses Fabeltier ranken, lassen eher auf ein angenehmes weibliches Verhalten schließen.

Dieses Wesen war die schöne Seele der zur Hässlichkeit verdammten Medusa.  Die reine jungfräuliche Seele, die nicht mit der aufgezwungenen Hässlichkeit gemeinsam hatte, war vom Körper erlöst und konnte sich in den Olymp aufschwingen.

Für unseren Perseus war die Reise allerdings damit noch nicht zu ende.

Zunächst fliegt er Richtung Norden und trifft dort auf den Titanen Atlas, der am westlichsten Ende der Welt das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt.

Irgendwie bekamen Atlas und Perseus Streit, ein Wort gab das andere und um die Diskussion zu beenden packte Perseus das Haupt der Medusa aus seiner Reisetasche und so entstand der Sage nach das Atlasgebirge.

Auf dem Weg zurück zu seiner Mutter und dem König Polydektes, dem Berlusconi von Seriphos, überfliegt er mit dem Hermes-Raumgleiter den indischen Ozean und die Küste Äthiopiens.

Dort liegt das Reich des Königs Kepheus und seiner Gemahlin Kassiopeia.

Auch Kassiopeia war eine wunderschöne Frau. Die schönste Frau Afrikas, vielleicht die schönste Frau der ganzen Welt.

Zu mindestens hielt sie sich dafür. 

Sie war so sehr davon überzeugt bezaubernd schön zu sein, dass sie behauptete sie sei schöner als die Nereiden, die Meernymphen

Diese Meernymphen waren zweifellos wunderschöne Geschöpfe, sie waren die Töchter des uralten Meeresgottes Nereus, der so etwas wie der Patenonkel des Poseidon war und der Doris. 

Die Nereiden waren nicht nur schön, sondern auch charmant, angenehm in ihrer Art und sehr hilfsbereit. Viele antike Seeleute wussten zu berichten, dass sie nach Schiffsbrüchen von Nereiden gerettet wurden.

Eine dieser Nereiden war Thetis die Mutter des Achilles, eine andere war Amphitrite die Gemahlin des Meeresgottes Poseidon selbst.

Man kann sich gut vorstellen, dass diese Meeresnymphen bei aller Gutmütigkeit nicht gerade amüsiert darüber waren, dass eine Sterbliche behauptet, schöner zu sein als sie.

Da ist der Ärger schon vorprogrammiert und lies auch nicht lange auf sich warten.

Sie alle, einschließlich Amphitrite lagen sicher dem Poseidon so lange in den Ohren, bis der Herrscher der Meere sich zu einer Strafaktion entschloss.

Poseidon schickt die Keto, ein Meeresungeheuer von dem sich die Seeleute bei einem Glas Rum mit Grausen erzählen.

Groß wie mehrere Häuser übereinander. Mit einem riesigen Maul das alles verschlingt, Schiffe und ganze Inseln, nachtschwarz wie die Tiefsee und schrecklich schnaubend. Vieles mag dabei Seemannsgarn sein, manches erinnert an die Beschreibung eines gewaltigen Wals.

Ursprünglich ist die Keto manchmal auch der Keto, oder Ketus genannt, nichts anderes als ein Symbol für die gefährliche Urgewalt des Ozeans, sie ist tropischer Wirbelsturm, Springflut und Zunami.

Und diese Urgewalt sucht nun die Küste des Reiches des Königs Kepheus und seiner schönen Frau Kassiopeia heim.

Dörfer werden ins Meer gerissen, Schiffe kentern und werden von der Flut bis weit ins Land hinein getragen, die Menschen ertrinken in den Fluten.

Der verzweifelte König weiß sich keinen anderen Rat als die Befragung eines ebenso weisen wie blinden Sehers, was zu tun sei um diese Katastrophen zu beenden.

Der Wahrsager sagt das, was offensichtlich alle antiken Wahrsager sagen, wenn die Situation gefährlich und die Betroffenen opferbereit sind: Er fordert, die Tochter des Königs Kepheus und seiner Frau Kassiopeia, die Prinzessin Andromeda, dem Ungeheuer zu opfern, um Poseidon wieder zu besänftigen.

Der Druck aus der Bevölkerung steigt, und das Königspaar  stimmt schließlich  schweren Herzens zu, die Tochter zu opfern, um das Land und die Leute für die sie verantwortlich sind zu retten und so wird Andromeda, die mindestens so schön ist wie ihre Mutter Kassiopeia an einen Felsen in Küstennähe geschmiedet, um vom Ungeheuer, der Keto verschlungen zu werden.

Wir hätten mit Sicherheit von Andromeda nie wieder etwas vernommen und sie hätte keinen Eingang in eine alte Sage gefunden, wenn nicht just in diesem Moment Perseus die äthiopische Küste entlang geflogen wäre.

Da erblickt er das nackte Mädchen angekettet, zunächst denkt er, sie sei eine regungslose Statue aus Stein gehauen. Aber dann bemerkt er wie ihr langes Haar im Wind weht und ihre Tränen fließen.

Sie windet sich vor Angst, denn von der See rauscht schon die Keto heran.

Auf einem anderen Felsen, in sicherer Entfernung verharren wehklagend und weinend die Eltern Kassiopeia und Kepheus.

Eine Szene die noch Jahrhunderte später die bildenden Künstler zur Begeisterung hinreist.

Perseus, dessen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht bisher auf die Begegnung mit der hässlichen Medusa beschränkt waren, verliebt sich sofort in Andromeda.

Im wahrsten Sinne des Wortes, Liebe auf den ersten Blick

König Kefeus, Andromedas Vater ruft ihm zu, er solle seine Tochter vor dem Untier retten und verspricht dem fliegenden Helden mit dem Lichtschwert,  Gold, Schätze und sein halbes Königreich und all das was Könige zu allen Zeiten und in allen Märchen in so einer Situation versprechen.

Doch Perseus hat nur Augen für das schöne Mädchen.

Er ruft den Eltern zu, er sei gerne bereit, die Tochter zu retten, aber nur unter der Bedingung, sie dann auch zur Frau nehmen zu können.

Damit setzt Perseus Maßstäbe für spätere Sagen und Legenden bei denen es um zu rettende Prinzessinnen geht.

Kepheus und Kassiopeia stimmen eifrig zu.

Einen Moment lang überlegt der Held ob er der Keto einfach das Haupt der Medusa zeigen soll, damit sie versteinert im Meer versinkt.

Aber dann könnte er auch Andromeda in Gefahr bringen und was soll er mit einer Frau aus kaltem, weißem Marmor.

Ihm fällt der Satz des weisen Diktys ein: „Tu es oder tu es nicht, es gibt kein Versuchen“.

Also aktiviert er sein Laserschwert und mit einem Zischen und einigen schnellen Bewegungen hat er das Untier überwunden.

Keto wälzt sich noch ein paar Mal schnaubend und röchelnd hin und her, behauptet auch noch im Sterben die Mutter der Medusa zu sein und verschwindet vorerst von der Bildfläche.

Kassiopeia und Kepheus sind überglücklich, ihre Tochter gerettet zu sehen und können sich keinen besseren Schwiegersohn vorstellen als den heldenhaften Perseus.

Mit großem Prunk wir die Hochzeit am Hofe des Kepheus gefeiert.

Kassiopeia meint sie habe durch die ganzen Aufregungen viele Falten im Gesicht bekommen, was die Nereiden mit mitleidiger  Genugtuung vernehmen und ihr nicht mehr böse sind.

Poseidon zürnt ebenfalls nicht mehr, auch nicht darüber dass Perseus die Keto versenkt hat, die ja fast seine Schwiegermutter geworden wäre.

Er bittet seinen Bruder Zeus, die gute alte Keto ans Firmament zu versetzen und so haben wir schon das zweite Sternbild des heutigen Abends, die Keto, ein Sternbild, das in Deutschland auch unter dem Namen Walfisch bekannt ist.

Natürlich hat Perseus auch Neider, Phineus, der Pharao von Ägypten  meinte, er hätte ältere Rechte auf Andromeda und macht mit seinen Leuten bei der Hochzeitsfeierlichkeit Ärger.

Der Held beruhigt ihn aber sehr schnell indem er ihm das Medusenhaupt zeigt und im Nu  ist der alte Knacker wirklich steinalt.

Perseus und Andromeda verleben glückliche Flitterwochen und Monate im Reich des Kepheus und kaum ist ein Jahr vergangen, kommt der kleine Perseas auf die Welt.

Die Großeltern sind stolz, jetzt einen Zeusenkel in der Familien zu haben und das junge Paar beschließt nach Seriphos zu reisen, damit auch Danae zum ersten Mal ihren Enkel in den Armen halten kann.

Und außerdem muss Perseus ja auch noch dem Polydektes zeigen, dass er den Auftrag ausgeführt hat.

Andromeda gibt freilich zu bedenken, dass der Tyrann  ihrem Mann noch immer nach dem Leben trachtet und so bleibt Perseas bei Kepheus und Kassiopeia.

Später wird er an Hofe des Kepheus erzogen, übernimmt die Herrschaft über das Königreich seines Großvaters Kepheus.

Er wird ein weiteres Volk im Osten unterwerfen, dem er seinen Namen gibt: Die Perser.

Er ist der Vater des Achaimenes und wird so der Urahn der persischen Königsdynastie der Achämeniden.

Die  Persischen Großkönige sahen sich als direkte Nachfahren des Perseas.

So berichtet es uns Herodot, nachzulesen in den Beständen der Bibliotheca Bipontina.

Aber wir bleiben noch bei unserer Sternensage.

Auf Seriphos treibt es Polydektes immer toller, verfolgt Danae mit seinen sexuellen Belästigungen und nur mit Mühe gelingt es dem weisen Diktys sie zu beschützen.

Als Perseus vor den König tritt, wird er als dummer Junge beschimpft, dem es nicht einmal gelungen ist, den Auftrag des Herrschers auszuführen.  Polydektes und sein Hofstaat verlachen Perseus und fragen hämisch nach dem Haupt der Medusa.

Da nimmt Perseus das Haupt aus der Tasche der Nymphen und zeigt es einmal herum.

Polydektes und seine Hofschranzen erstarren und keiner lacht mehr. Sie sind zu Stein geworden.

Die heutigen Bewohner von Seriphos zeigen heute noch ihren Besuchern den zu Fels erstarrten Polydektes und seinen Hofstaat.

Nachdem der König sein eigenes Denkmal geworden ist, bringt Perseus den Göttern ein Dankopfer dar. Zuerst seinem Vater Zeus, dann Athene und Hermes, die ihn unterstützt haben.

Cousine und Cousin lassen es sich nicht nehmen persönlich im Tempel vorbeizuschauen.

Athene nimmt das Medusenhaupt an sich, damit Perseus es nicht immer herumzeigen kann und gibt es an Zeus persönlich als Geschenk des Sohnes weiter.

Von da ab führte der Göttervater das Medusenhaupt in seinem Schild, der Ägis.

Hermes schenkt Perseus das Lichtschwert und verabschiedete sich mit den Worten: „Möge die Macht mit Dir sein.“

Perseus ernennt nun den weisen Diktys zum Herrscher der Insel.

Da ich in den alten Büchern in der Bibliotheca Bipontina nichts weiteres über das Schicksal der Danae gelesen habe, möchte ich annehmen, dass sie auf der Insel geblieben ist, denn im Laufe der Jahre hat sie den aufrechten und treuen Diktys liebgewonnen und nach dem Ende des Polydektes auch geheiratet.

Sie war an seiner Seite sicher eine schöne Herrscherin über die kleine Insel.

Perseus und Andromeda wollten nun aber die Heimat des Perseus sehen von wo aus er und seine Mutter vor einem Vierteljahrhundert ins Meer ausgesetzt wurden.

Also reisen die beiden nach Argos.

Unterwegs besuchen sie noch eine  sportliche Veranstaltung in Larisa am Fuße das Olymp und Perseus nimmt als Diskuswerfer an den Wettkämpfen teil.

Er unterschätzt dabei, dass er ja ein Halbgott ist und sein Diskus fliegt weit bis in die Zuschauerreihen hinein.  Dort verletzt die Metallscheibe einen weißhaarigen Mann unglücklich an der Schläfe, der Zuschauer ist sofort tot.

Man nennt dem unglücklichen Sportler gleich den Namen des Getöteten, es ist Akrisios der König von Argos.

So hat sich das Orakel nun doch erfüllt, dass Akrisios durch die Hand des Enkels sterben wird.

Allerdings unglücklich und unbeabsichtigt.

Perseus betrauert seinen Großvater und bestattet ihn mit allen Ehren.

Als einziger Erbe von Akrisios erbt er die Herrschaft über Argos.

Da er allerdings versehentlich den König getötet hat und nicht als Königsmörder auf dem Thron sitzen will,  tritt er  die Herrschaft nicht an, sondern tauscht mit seinem Vetter Megapenthes  Argos gegen das benachbarte Fürstentum Tiryns.

Von dort gründet Perseus Midea und das in der antike noch bekanntere Mykene.

Dort leben Perseus und Andromeda noch viele glückliche Jahre gemeinsam.

In Mykene werden ihnen noch sechs Söhne und ein Mädchen geboren.

Jetzt könnte ich damit enden:…. und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute.

Aber sie sind nicht gestorben, Göttervater Zeus hat diese wunderbare Familie zum ewigen Andenken an seinen mutigen Sohn, die schöne Andromeda und deren Eltern Kassiopeia und Kepheus an das Firmament versetzt.

Als immerwährendes Andenken an den Wert der Familie, die Schönheit der Frauen, den Mut der Männer und die helle Seite der Macht stehen sie gerade heute in dieser Herbstnacht über uns.

Jedes Jahr können wir Mitte August rund um dieses Sternbild die Perseiden- Ströme, auch Laurentiustränen genannt, beobachten ein wahres Feuerwerk von Sternschnuppen, über hundert in einer Stunde.

Nicht weit vom Perseus finden wir das Sternbild der Andromeda

Wenn das Auge noch scharf genug ist, aber auf jedem Fall mit einem Fernglas erkennen wir im Sternbild der Andromeda einen etwas verschwommenen Nebel.

Aber das ist in Wirklichkeit gar kein Nebel, sondern eine Spiralmilchstrasse wie unsere eigene Milchstraße.

 Es ist eine ferne Galaxie.

2,5 Millionen Lichtjahre von unserer Milchstraße entfernt. Man schätzt, dass rund 800 Milliarden Sonnen dort versammelt sind.

Über der Andromeda steht das Sternbild des Kepheus, ihres Vaters gut zu erkennen an seiner typischen Form

Der hellste Stern in diesem Sternbild ist Alderamin nur 49 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Mit dem Sternbild der Kassiopeia schließen wir unsere Sternensagenfamilie ab.

Wenn Sie jetzt gleich in die Nacht hinaustreten und der Himmel ist einigermaßen klar, werden Sie das Sternbild der Kassiopeia fast senkrecht über uns stehen sehen.

Gut zu erkennen, denn die fünf Hauptsterne bilden ein markantes W.

Die Spitze des W zeigt genau auf den Polarstern und so war dieses Sternzeichen für die Schifffahrt besonders wichtig.

Nun ist die Sternensagen-Familie komplett

Wenn wir Zweibrücker uns dieses Sternbild betrachten, hat es zudem für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt eine besondere Bedeutung.

Die U 35 das Patenboot Zweibrückens führt die Kassiopeia im Wappen, neben dem Rosen und dem weißen Pferd.

Damit schließt sich der Kreis und ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und ihr Interesse an den Zweibrücker Bibliotheken, insbesondere der Bipontina.

Es war sehr schön, mit Ihnen zusammen heute Nacht nach den Sternen zu greifen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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